
Man muss da gar nicht lange drumherum reden. Ich bekam dieser Tage die Einladung zu einem Release, und ich hatte nicht den Schimmer einer Ahnung, was das heißen soll, Release. So provinziell bin ich offenbar schon. Es handelt sich genau gesagt um ein Magazin-Release, und wenn ich das jetzt richtig auf den Dolmetscher-Seiten in diesem Internetz recherchiert habe, ist das quasi so viel wie die erste offizielle Präsentation von eben jenem gedruckten Magazin. Heute abend, tief im hessischen Odenwald.
Nun können wir uns hier über Anglizismen aufregen, oder über meine Ahnungslosigkeit, ich würde aber vorschlagen, wir werfen gleich mal einen Blick in die wirklich entscheidende Richtung – nämlich auf das Magazin und was es damit auf sich hat. Wenn Sie mich fragen, gehts hier nämlich um das allerallerallergroßartigste PR-Gedöns rund um den Odenwald in den vergangenen zwölf Jahrtausenden. Oder so. Glauben Sie mir: Damit bricht eine neue Ära an. Ehrlich.

Ich habe da vor Zeiten eine sehr spannende Frau kennengelernt, die 2017 ein nicht weniger spannendes online-Projekt für den Odenwald gestartet hat. Und weil das bei vielen Menschen so gut angekommen ist, gibt es dazu jetzt ein erstes gedrucktes Magazin. So richtig analog, auf duftendem Papier, naja, Sie wissen schon.
Nun werden sich nichtsahnende Leser natürlich fragen Was ist daran nun so besonders? Ja, das will ich Ihnen sagen: MyOdenwald widmet sich der Region ganz und gar grenzenlos, macht also keinen Unterschied zwischen badischem, hessischem und bayerischem Odenwald. Für hiesige Verhältnisse ist das ja nachgeradezu revolutionär, das riecht fast nach der transzendentalen Dialektik eines Immanuel Kant, und echte Kenner der Odenwälder PR-Materie, ja, die bekommen jetzt vor lauter Staunen den Mund gar nicht mehr zu und vor lauter Rührung Augenwasser.
Dieser Wald hier wird ja bis heute nicht als eine Region vermittelt und vermarktet, sondern von drei zwei* Seiten aus, von der badischen und irgendwie einer hessisch-bayerischen, wenn ich das richtig sehe. Wenn Sie also einen Urlaub im Odenwald planen und dazu ein bisschen im Internet forschen, – jahahaaa, dann finden Sie – eben – allerlei Odenwalde, ohne, dass Ihnen als Fremder klar ist, wo da nun die Unterschiede liegen. Genau gesagt schwirrt Ihnen nach kürzester Zeit der Kopf, weil Sie vor lauter gänzlich unterschiedlichen Odenwald-Lokalisierungen den Odenwald selber bald gar nicht mehr sehen.

Wenn Sie dann zur Klärung auf eine Touristenmesse wie die ITB in Berlin fahren, stehen Sie auch dort gleich mehreren Odenwald-Ständen gegenüber, einer schöner als der andere, und jeder vermutlich ohne jeden Hinweis auf den jeweils anderen Odenwald. Und am Ende haben Sie die Schnauze voll von all den scheinbar widersprüchlichen Odenwald-Beschreibungen, und dann fahren Sie doch lieber in die Lüneburger Heide. Mal krass formuliert.
Ich halte das für nicht so wirklich sinnvoll, ich halte das sogar für hochgradig verwirrend, aber mich fragt ja wieder keiner. Warum die Badener, die Hesssen und die Bayern es offenbar nicht schaffen, ihren schönen Odenwald wirklich gemeinsam zu vermarkten, als Wirtschaftsstandort und als Reiseziel, das will in meinen städtischen Kopf nicht so richtig rein, aber, wie gesagt, mich fragt ja keiner. Und vielleicht sehe ich das alles ja auch gänzlich falsch.
Wie dem auch sei: Auch die Frau Arnold aus einem kleinen Odenwälder Dorf sieht das wie ich und schaffte nun also 2017 endlich mal eine gesamt-odenwälderische Plattform fürs Internet. Die präsentiert den gesamten Odenwald, egal, ob hessisch, badisch oder bayerisch. Eine Plattform, die die Odenwälder Identität stärken soll, die Fremden Lust auf einen Besuch -, und Firmen die Ansiedlung hier in der vermeintlichen Provinz schmackhaft machen soll. Wenn Sie mich fragen: ein ziemlich cooler Ansatz.
Spannende Geschichten aus der Region, dazu grandiose Fotos, das Ganze zukünftig ohne Ländergrenzen in den Köpfen, ich frage Sie: was will man mehr? Gucken Sie mal rein in das Online-Magazin und sagen Sie es gerne weiter, machen Sie irgendwie mit, unterstützen Sie, in welcher Form auch immer. Und nehmen Sie mal das erste gedruckte Magazin mit, wenn Sie es irgendwo finden, in Hotels, Restaurants, Tourist-Informationen. Im badischen, hessischen und bayerischen Teil des Odenwaldes. Oder Sie ordern mal ein paar Hefte zum selber-Auslegen, vielleicht betreiben Sie ja selber ein nettes Hotel oder ein Restaurant, oder Sie haben einen Buchladen oder ein anderes nettes Lädchen mit Publikumsverkehr. Und ja, glauben Sie mir: es ist egal, ob Sie badischer, hessischer oder bayerischer Odenwälder sind, Sie dürfen das.
Ich muß jetzt erstmal schauen, was ich da heute abend zum Magazin-Release anziehe. Und rausfinden, wie man Release richtig ausspricht. Nicht, dass man mich da gleich als Landpomeranze erkennt.
Und wenn Sie wissen wollen, was die nette Frau Arnold aus dem tiefen Odenwald ansonsten noch für Fotos macht, so ganz und gar un-oudewälderisch, dann schauen Sie mal (Klick!) hier: www.petraarnold.com/
DIeser Beitrag ist in ähnlicher Form schon 2017 mal erschienen, damals noch ohne gedrucktes Magazin. Wegen Release heute abend, und weil Sie das Magazin jetzt also auch analog in Händen halten können, nochmal dieser Aufguß.
*Also, inzwischen gibts wohl tatsächlich nur noch zwei Odenwald-Marketing-Tourismus-Organisationen, habe ich heute abend gelernt. Verstanden hab ich das Prinzip allerdings zugegebenermaßen immernoch nicht.