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Gelbsucht.

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Seit ich auf dem Lande lebe, überfällt mich einmal im Jahr die Gelbsucht, medizinisch auch Ikterus genannt. Gnadenlos. Volle Pulle, wie man in Berlin zu sagen pflegt. Da hilft kein Arzt und keine Therapie, da helfen keine Globuli und keine heilpraktischen Tröpfchen. Ich habe mir das mit meinem Umzug in die Provinz zugezogen und werde es nun nicht mehr los.

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Die Gelbsucht zeigt sich dergestalt, dass ich mit 20 km/h über die Straßen und Gemeindeverbindungswege schleiche, entzückt rechts und links glotze und weder auf den Gegenverkehr achte noch in den Rückspiegel schaue. Ich mache mich damit hin und wieder sehr unbeliebt bei anderen Verkehrsteilnehmern, aber ich glotze und glotze und möchte das Gelb aufsaugen in meinen Kopf und dort konservieren für grauere Tage und den ganzen Rest des Jahres. Ich lasse das Fenster heruntersummen und glotze und fotografiere und ziehe den Duft in die Nase ein und sage Wow! und Unglaublich! und Nun sieh Dir das an! vor mich hin, wie so eine verschrobene Alte, jedes Jahr aufs Neue, als wäre es eine Art farbiges Weltwunder und als hätte ich es so noch nie gesehen.

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Ich denke dann weder an Monokulturen und böse Spritz- und Düngemittel, ich vergesse sogar Mord und Totschlag und den übrigen Zustand dieses merkwürdigen Planeten, und ich bilde mir ein, die Welt wäre ein friedlicher, duftender, quietschgelber Ort.

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So gesehen ist so eine kleine Gelbsucht dann und wann nicht das Verkehrteste. Und kommen Sie mir jetzt nicht mit Desensibilisierung.

 

 

 


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